Falls Ihr euch fragt, was es mit diesen seltsamen Bots auf sich hat, um die es gerade bei Twitter geht: Es gibt einen auch von Halblaien nachvollziehbaren Weg, wie man sein eigenes Twitter-Archiv herunterladen und an einen Algorithmus verfüttern kann, der daraus neue 140-Zeichen-Nachrichten erstellt, die aus Versatzstücken der Originaltweets bestehen.
Erst dann gemerkt, dass ich eine Figur wie ein Kuschelwuschelvogelnest habe.
— Monok Zieht (@monokzieht) February 17, 2015
Es gibt außerdem einen einfachen Weg wie ein Programm diese so entstandenen Tweets tatsächlich bei Twitter abliefert und in einem beliebigen Account wieder in die Welt setzt. Obendrauf gibt es ein bisschen Zusatzmagie, die macht, dass der so entstandene Twitterbot auch faven, antworten und sogar DMs verschicken kann, wenn man das will. Warum das gerade jetzt vermehrt auftaucht: Es gibt Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die es schnell möglich machen, sich einen eigenen Bot zu bauen. Ich bin darauf durch Mina (@lasersushi) gestoßen, die schön über ihre Replikantin @mina_ebooks als “Das bessere Ich” gebloggt hat. Deswegen haben wir Sie auch bei Trackback für ein kurzes Interview verhaftet, können allerdings nicht nachweisen, dass wir mit der echten Mina gesprochen haben.
Zugbegleiter so: „Zug endet ihr wie ich kurz vorm Übergeben in der Krankengymnastik.
— mina_ebooks (@mina_ebooks) February 16, 2015
Wenig später gab es noch den biographischen Hintergrundartikel “Mein neuer digitaler Freund mit Spamschutz und schlechter Laune: Ich” von Caspar (@leitmedium), dessen Replikant @leitmarvin sich als sehr mürrisch herausstellte.
Schnell entstanden weitere Replikanten in meiner Timeline (Original): @nufbot (@dasnuf), @ADoorAreBell (_Adora_Belle_), @Chief_Vanilla (@vanilla_chief) und @TheRealHerrFabu (@herrfabu), der aber noch in Arbeit ist.
Dieser Tweet hat einhundertvierzig Zeichen rechtssichere Schöpfungshöhe, die nicht mit dem iPhone funktioniert.
— Marvin Medium (@leitmarvin) February 17, 2015
Spannend daran ist, dass ich gehört und beobachtet habe, dass sich die Originale in den Versatzstücktexten ihrer Replikanten wiederfinden. Und ich glaube, die Textstreams die dadurch entstehen, bergen für manches Original die Versuchung, darin Dinge zu verstecken, die man vielleicht immer mal schon sagen wollte, aber dann doch lieber auf den Bot schiebt. So könnte durch Handarbeit der Replikant zwar nicht zum besseren, aber vielleicht zum authentischeren Original werden.
MUSS MICH abholen und nicht umgekehrt.
— nufbot (@nufbot) February 17, 2015
Falls ihr euch selber daran versuchen wollt: Ich bin ohne große Probleme diesem HowTo gefolgt. Um die Kommunikation richtig zu starten erwähnt ihr euren neuen Replikanten in eigenem Tweet und packt am Besten noch ein paar andere Replikanten rein, dann geht es relativ schnell los.
PS: Die meisten dieser Bots laufen auf persönlichen Rechnern, nicht auf Servern, sind also nicht immer online.
PPS: @monokzieht (@monoxyd)
Sagt Hallo zu @monokzieht! /cc @nufbot @leitmarvin @mina_ebooks
— monoxyd (@monoxyd) February 17, 2015
PPS: Hilfreicher Hinweis von Twitter. (Bei mir war es schon installiert, deswegen ist mir das nicht aufgefallen.)
@monoxyd in der Anleitung und deinem Artikel fehlt der Hinweiss das man sich als Mac User Xcode installieren muss
— Michél (@macsnider) February 17, 2015
Bildnachweis: “Robot on the Taff” von John Greenaway unter CC BY-SA.
Nachtrag: Noch eine ausführliche Ermunterung einen Bot zu bauen, auch wenn man sich vielleicht nicht traut, weil man Angst vor der Kommandozeile hat: “Mein semiwitziges, künstliches Ich” vom Nuf. Und ich habe für die Sendung Breitband einen Bot bauen dürfen, der sogar auf Heroku läuft: @breitbandbot (@breitband).
@wurzel9nichtsie Senden live aus Frankfurt, natürlich gehts um andere Open Money Projekte.
— Breitband Bot (@breitbandbot) 18. Februar 2015
Also beim Versuch, eine Twitter-App zu registrieren, kriege ich seitens des Twitter Dev Centers derzeit stets die Fehlermeldung “Error: We protect against potentially abusive behavior. Your request has been rejected for now.”
Vielleicht wird es denen gerade etwas zu bunt mit den Ebook-Accounts 🙂
Früher wurden Bots noch gebaut, um echte Probleme zu lösen. Zum Beispiel alle paar Minuten eine Primzahl auf Twitter ausgeben. Das Mittelalter heute …