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Ochsen Haben Mehrheiten – OHM 17

Drei Ochsen vor einem Wagen

In dieser Sendung beschäftigen wir uns mit gerade noch inakzeptablen Plattforminhabern, Plattformabhängigkeiten von Kreativen, den politischen Plattformen zur Wahl in Berlin und wohin man eigentlich ziehen muss, wenn die Welt überall schlecht ist.

Lose Linksammlung

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ExExEx #99 Gebrechenpodcast

Zwei alte Menschen auf einem Schwarz-Weiß-Foto an einer Mauer lehnend miteinander redend. Die Köpfe sind durch Zeichnungen der Köpfe von Nina Kiel und Marcus Richter ersetzt.

Oder: Alt werden für Anfänger*innen.

Nina Kiel ist Spieleforscherin, Spieleentwicklerin, Diversity-Aktivistin und Podcasterin.

Marcus Richter ist Moderator, Radioautor und Podcaster.

Beide haben festgestellt, dass die Hülle, die ihr Selbst umfasst oder die Maschine, die das Ich durch die Welt laufen lässt, anscheinend dem Untergang geweiht ist.

Deswegen machen Sie das, was Menschen machen, die gewohnheitsmäßig in Mikrofone sprechen: In einer Mischung aus Operationsanekdoten, Alters-Wehwechen-Aufzählungen, Körperteileentfernungsgeschichten und Gesundheitssystemrants einen Podcast aufnehmen, um das Erlebte zu verarbeiten.

Es geht um Hysterektomien, Magenspiegelungen, Zahnwurzelbehandlungen, Ohnmächtigkeiten, Leberzersetzungen, reife Haut und den Wechsel zwischen ohnmächtiger Fassungslosigkeit und apokalyptischer Fröhlichkeit.

Zielgruppe: Unbekannt.

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Das Blog kann tooten!

Mit dem Blog ins Fediverse zu gehen, ist anscheinend ganz einfach. Wenn man eh schon ein eigenes WordPress-Blog hat, muss man einfach nur dieser Anleitung folgen – was bedeutet: Zwei PlugIns installieren, die Settings kontrollieren, fertig – und schon ist das eigene Blog eine Instanz und die eigenen Blogposts quasi auch ein Toot. Faszinierend!

Die einzige spannende Frage, die sich stellt, ist, wie Mastodon damit umgeht, wenn die Blogbeiträge länger als 500 Zeichen sind. Kommt die Weboberfläche damit klar und kappt den Beitrag irgendwie?

Oder macht man sich so des Verbrechens schuldig, ellenlange Textwüsten in die Timelines zu kippen?

Das kann nur dieser Versuch zeigen!

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Oeconomicus Homo Mechanicus – OHM #016

Photo by Claudio Schwarz | @purzlbaum on unsplash.com

Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass die Seuche sich jetzt – möglicherweise, hoffentlich, am idealsten! – dem Ende entgegen neigt und Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, ohne dass eine weitere Folge erschienen ist oder die Welt aufhört, immer allen Menschen zu unterstellen, dass sie eigentlich nur Gewinnerzielungsabsichten haben!

Erdgeist versucht – schon wieder! – von monoxyd zu erfahren, welchen Job er als Rentner machen will, wir sprechen über Traktoren, Kamerateams und warum man eigentlich immer den Kapitalismus anzünden will.

Aber hört einfach selbst:

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Offene Hände machen – OHM #15

Das Foto von James Wheeler von Unsplash ziegt Leinen mit bunten Stofftüchern vor Bergen hinter denen die Sonne aufgeht.

Dies ist eine Sprachnachricht aus einer anderen Zeit. Aus einer Zeit, in der es zwar schon Glutherde gab, aber die Welt noch nicht völlig in Brand geraten war.

Ich weiß gar nicht mehr so genau, worüber wir hier gesprochen haben, ich habe nur noch in Erinnerung, dass ich eigentlich nicht über Lawrence Lessig sprechen wollte, aber wir es dann doch irgendwie getan haben.

War früher alles besser? Es gibt keine bessere Gelegenheit als diesen Podcast zu hören um das herauszufinden. Gute Reise!

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Okkulte Halbmenschen – OHM #14

Eigentlich waren monoxyd und Erdgeist ausgezogen herauszufinden, wie sich Druckerpatronen und das Bild der Menschen die einst in Nischen ihr Dasein fristeten aber mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und dennoch manchmal Verhaltensweisen an den Tag legen, die das nicht vermuten lassen, geändert haben könnte und was das für Konsequenzen haben sollte, aber dann sind sie ein wenig durch die Gegend mäandert, was aber dennoch für ein kurzweiliges Hörvergnügen sorgt:

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Spielt mit mir!

People playing in a korean arcade hall

Liebe Hörerinnen und Hörer,

ich suche für ein Radioprojekt Kinder zwischen 10 und 12 Jahren1, mit denen ich über ihr Lieblingsvideospiel sprechen kann. Das Gespräch soll aufgenommen werden und als Grundlage für einen Beitrag dienen.

Ziel ist es, die (Game)-Lebenswelt von Kindern authentisch darzustellen und Gleichaltrigen – aber auch Eltern – einen Einblick zu geben. Dabei soll es unter anderem darum gehen, was am Lieblingsspiel besonders ist, wie viel Zeit man dafür mitbringen muss und wovon es überhaupt handelt.

Wichtig: Es braucht keinerlei aktuellen Bezug, es geht wirklich um das Lieblings Videospiel. Videospiel meint alle digitalen Inhalte: Computer, Konsole, Smartphone – das Gerät ist egal.

Für das Interview würde ich mit einem Aufnahmegerät vorbeikommen. Ich würde mir das Spiel selbst zeigen lassen und dann das Interview (ca. 15 Minuten) aufnehmen. Alles in allem beträgt der Zeitaufwand maximal 1 Stunde. Und ich bräuchte natürlich eine Einverständniserklärung der Eltern – sowohl damit ich überhaupt anfrage, als auch ganz formell.

Ich suche vorzugsweise in Berlin, aber wenn es nicht zu weit weg ist und mehrere Protagonist*innen zusammen kommen, könnte ich mir auch Hamburg, Leipzig oder ähnliche Entfernungen vorstellen. [Podcastprofis mit eigenem Equipment geht natürlich auch. :)]

Falls Ihr Euch vorstellen könnte, dass ein junger Mensch, den ihr kennt, daran Spaß haben könnte, würde ich mich über eine Nachricht freuen. Entweder hier in den Kommentaren, per Mail an spielen(at)monoxyd.de oder per Twitterdirektnachricht an @monoxyd.

Bild: Arcade photo by Ciaran O’Brien



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  1. Ende 9 oder Anfang 13 geht auch noch []

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Filed under games, zwischendurch

Lovers In A Dangerous Spacetime

Das rosarunde Raumschiff "Kaugummi Null" von Lovers In A Dangerous Spacetime wird von einem Roboter und zwei Weltraumfliegen angegriffen

“Marcus, Marcus, kannst du uns einen Mehrspieler-Gametipp geben?”
“Au ja, denn auch Anfänger*innen spielen können? Am besten auch mit Kindern?”
“Und man in wechselnden Gruppenstärken spielen? Bitte!”

“Aber sicher doch liebe Kinderinnen und Kinder! Ihr wollt Lovers In A Dangerous Spacetime spielen!”

Lovers In A Dangerous Space Time ist schon etwas älter, ich bin dieses Jahr darauf gekommen, weil es für die Nintendo Switch erschienen ist. Eigentlich wollte ich es schon im Winterurlaub spielen, aber da fanden die Kids “Shadow of the Colossus” spannender. Letztens am Zeugnistag haben wir dann damit angefangen und was soll ich sagen: Es ist perfekt.

Die Liebe ist in Gefahr!
Die Geschichte dieses Ballerspiels ist einfach, aber voller Liebe. Denn die Kraft der Liebe, die das ganze Universum antrieb, kam abhanden und der Liebesreaktor ist zerstört. Die vier Teile sind irgendwo im Weltraum versteckt und es liegt an den ein bis vier tapferen Held*innen, diese mit Hilfe ihres Raumschiffs “Kaugummi Null” wiederfinden.

Die vier Teile sind in vier Kampagnen versteckt, die jeweils aus fünf Leveln bestehen. Meistens geht es darum, das Level zu erforschen, niedliche Wesen aus Gefängnissen zu retten und Cartoon-Monster mit den Kanonen des Raumschiffs abzuballern.

Die Kanonen müssen von einem Spielenden besetzt sein. Genauso wie der Schutzschild, der Antrieb, der Kartenmonitor und die Superwaffe. Jede Spieler*in kann einen dieser Plätze einnehmen, man kann jederzeit wechseln und in dem Raumschiff das in einer Art Aufriss angezeigt wird, die Plätze wechseln.

Auch für “Sehr Anfänger” geeignet
Die Grafik ist bunt und comicartig, die Musik und Sounds beschwingt, die Gegner ungruselig und das Spiel eine actionreiche Mischung aus entdecken und ballern. Was das Spiel aber wirklich, wirklich einzigartig macht ist die Mischung aus Spielmechanik und Balancing.

Es gibt Schwierigkeitsabstufungen von “Sehr Anfänger” zu “Schwer”. Soweit, so normal für ein Spiel. Aber selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad muss man zusammenarbeiten. Jeder muss seinen Job finden, man bespricht gemeinsam, wo die Upgrades hinkommen oder wechselt sich mit Bestimmen ab und hat auf jeden Fall zusammen Spaß.

Es gibt keinen Besten, man feuert sich gegenseitig und es gibt kaum Anlaß gegeneinander anzutreten – man spielt, gewinnt und verliert miteinander.

Für Eliteballerer und trunkene Seebären
Bei vielen Koop-Spielen tritt dann das Problem auf, dass entweder die Schwächsten total überfordert sind oder die Könner sich total langweilen. Aber die Lovers bringen auch hier alle zusammen, weil sich die unterschiedlichen Jobs sehr gut ergänzen. Jemand schießt wie wild um sich, aber trifft kaum? Kein Problem, die Steuerung fliegt einen geschickten Ausweichkurs. Der Steuermann oder die Steuerfrau schlingern wie ein trunkener Seebär durch die Gegend? Kein Problem, der Schutzschild ist immer so ausgerichtet, das Aufpraller abgefangen werden.

Man kann halt nicht alleine gewinnen und darin steckt eine wichtige Lektion, die spielerisch vermittelt wird.

Und noch etwas: Die Spieler ist mit 20 – 30 Minuten pro Level auch gut getroffen. Lang genug, dass es für ein echtes Erfolgserlebnis reicht, kurz genug, damit man sagen kann “Jetzt noch eins, dann geht’s ins Bett.” Wenn man weiterspielen will, muss es auch nicht unbedingt dasselbe Team sein, man kann jederzeit bei einem Neustart des Spiels die Anzahl der Mitspieler*innen ändern. Das macht es ja manchmal auch einfacher.

Mit anderen Worten: Es ist perfekt. Falls ihr also mal wieder ein Spiel sucht, dass ihr mit bis zu vier Menschen in einem Raum zusammenspielen wollt, steigt in die Kaugummi Null und rettet das Universum vor der Anti-Liebe!

Lovers In A Dangerous Spacetime” ist für Windows, Mac, Linux, Playstation 4, XBox One und Switch erschienen und kostet regulär 14,99 €. Von der USK ist es ab 12 Jahren freigegeben, ich halte es aber schon für 8-Jährige spielbar. Wie immer gilt, was auch dasnuf sagt: Redet mit euren Kindern! (Generell ist ganz schlau, was dasnuf zum Medien, Kindern und Eltern sagt, es gibt da eine ganze Serie.)

Nachtrag (weil das auf Twitter aufkam): Zusatzcontroller für die Switch sind ja relativ teuer. Falls noch eine Zweitkonsole im Haushalt existiert, kann man sich mit einem solchen Adapter behelfen, bei mir hat damit der Anschluß eines PS4-Pads an die Switch problemlos geklappt.

Ballerspiele macht ja bekanntermaßen einsam, dumm und 
arbeitslos. Wenn ihr mir einen Kaffee ausgebt, könnt ihr 
mir schreiben, wie ich mich davor retten könnte.

 



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Filed under [angespielt], zwischendurch

Ich erwarte euch

Ein Mann mit Bart schaut aus den Wolken von einem Dach herab. Auf der rechten Seite steht "Ich erwarte euch. Pfarrer Hanns-Christoph Richter. Geboren 06.November 1951. Gestorben 27. Mai 2018.

Am 27. Mai 2018 ist um 13:00 mein Vater gestorben.

Glücklicherweise – dazu gibt es noch eine ganz große, unfassbare Geschichte, die später erzählt werden soll – hat er uns vorher gesagt, wie er sich seine Beerdigung vorstellt. Dabei hat er uns auch einen Spruch mitgegeben, den er irgendwo haben wollte – auf dem Grabstein oder der Anzeige, das war ihm egal, aber er sollte da sein. Man könnte sagen: Seine offiziellen letzten Worte.

Er hat sich auch gewünscht, dass seine Kinder etwas auf der Beerdigung sagen können, wenn sie wollen. Und auch wenn das vielleicht für Außenstehende pathetisch klingt, war mir sofort klar: Ich will. Fast schon: Ich muss. Ich will diesen Moment nicht ungesagt verstreichen lassen und ihn und diesen Menschen teilen.

Am 05. Juni um 13:00 Uhr ist mein Vater beerdigt worden. Und das waren meine Worte:


 

Ein Mann steht vor einem bunt bemalten Sarg vor einem Altar.

Ich bin Marcus. Ich bin heute hier zusammen mit meinen Geschwistern, weil wir unseren Vater beerdigen.

Aber: Warum stehe ich jetzt hier vorne? Mein Vater hat mir doch immer davon abgeraten, Pfarrer zu werden? Warum stehe und rede ich jetzt trotzdem in einer Kirche?

Ich stehe hier, weil er uns seine letzten Worten mitgegeben hat. Und in mir haben diese Worte das unstillbare Verlangen ausgelöst euch heute ein Stück Hanns-Christoph zu zeigen, von dem ich möchte, dass ihr es mitnehmt.

Ich erwarte euch.

Diese Worte bringen ein klares Bild mit: Hanns-Christoph, an einem Tisch. Der Tisch ist groß, aber bis auf ein paar Gläser und Getränke leer, bereit und bereitet viele Menschen aufzunehmen.

Hinter ihm eine große Standuhr, die ihn Zeit seines Lebens begleitet und den Tag mit harmonischen Halbstundenschlägen unterteilt hat. Und ein Fenster hinter dem ein Fluß entlangfließt. Und auch wenn dieses Bild einigen von euch als ein sehr konkreter, bestimmter Ort scheint, gab es dieses Bild immer wieder: Der Tisch, die Uhr, der Fluß hinterm Haus.

In diesem Bild ist sein Ich groß und präsent. Der Raum ist leer, aber gefüllt mit dieser Hanns-Christoph-Anwesenheit. Raumgreifend, platzeinnehmend mit so einer Art einladender – aber auch fast schon provozierender – Gastfreundschaft: „Kommt herein, setzt euch hin, seid bei mir.“

Auf den ersten Blick wirkt das gemütlich, wie der kurze Moment bevor die Feier, das ausgelassene Beisammensein losgeht. Aber: Es ist eben davor, Hanns-Christoph ist alleine in diesem Bild. Und – das ist mir sehr spät klar geworden – hofft in dieser Einsamkeit darauf, dass auch wirklich jemand kommt und deswegen sagt er:

Ich erwarte euch.

Diese Worte wiegen schwer. Diese Worte sind Verpflichtung und Versprechen in einem. Hanns-Christoph erwartet…

…Liebe. Aufrichtigkeit. Familie. Aufeinander stolz sein. Anerkennung.

Wenn einem das so auf den Tisch gelegt wird, kann es schnell überfordern, so wie er es mir auf den Tisch gelegt hat, und es hat mich oft überfordert. Diese Erwartung wurde zur Forderung, zur Aufforderung, zur Anforderung, zur Prüfung.

Bis ich verstanden habe: Er erwartet das nicht nur von mir, von uns, von euch. Er erwartet es vor allem auch von sich. Wer seine Geschichte kennt, wer Geschichten von ihm kennt, muss jetzt vielleicht lächeln oder sogar mit den Augen rollen, wenn ich sage:

Er hat immer viel von sich erwartet. Ein guter Vater zu sein. Ein guter Partner. Ein guter Freund. Und er hofft darauf, dass er euch in dieser Erwartung gerecht geworden ist und deswegen sagt er:

Ich erwarte euch.

Ehrlich gesagt, ist es dieses „euch“, das mich wahnsinnig macht. Das klingt erstmal so schön, so trostspendend, so kurz vom dem Tod gesagtes: „Ich bin schon da, kommt nach.“

Aber diese Worte trennen eben auch zwischen „ich“ und „euch“.

Ihr seid hier. Wir sind hier. Und Hanns-Christoph ist es nicht mehr…

…und das ist ganz schön bitter.

Aber – und ich bin sehr dankbar, dass ich das in den letzten Wochen erleben durfte – viel von dem, was ich jetzt gerade gesagt habe, ist meine Interpretation, die wahrscheinlich mehr über mich sagt, als über ihn, aber auch deswegen stehe ich jetzt hier, weil diese Worte eben das Letzte sind, was er mir und uns und euch hinterlassen hat.

Für mich klingt aus diesen Worten die große Suche nach Geborgenheit und „zu Hause sein“ und einen Ort haben, an dem man jemand anderen erwarten kann – und ich glaube Hanns-Christoph hat diesen Ort gefunden.

Und das meine ich – erst einmal – gar nicht metaphysisch, sondern ganz, ganz konkret. Hanns-Christoph ist in den letzten Jahren angekommen. Nicht da, wo ich ihn mir gewünscht habe, wahrscheinlich nicht einmal da, wo er es sich früher hätte träumen lassen können, aber da, wo er nicht mehr wegwollte. Und da, wo wir Kinder bis zum Schluß bei ihm sein konnten.

Aber jetzt heisst erst einmal Abschied nehmen und wenn ich mir nach all den Strapazen noch eins von euch wünschen darf, dann geht hin,

nehmt Hanns-Christoph mit und

weint

und

lebt

und

liebt

und seid sicher:

Er erwartet uns.



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Unendlichkeit

Liebe Leserinnen und Leser, ich habe beschlossen doch noch eine Doktorarbeit zu schreiben. Und zwar am Institut für angewandte Chrono-Theorien. Ich kann nämlich die Unendlichkeit messen.

***

Unendlichkeit ist nicht der fünfte Schuhladen, den man betritt, wenn man naiv und heiter beschlossen hat, am Nachmittag dem großen Kind noch mal eben neue Schuhe kaufen zu gehen und es eh schon zu spät ist, aber man dennoch denkt…

Na komm. Den einen Schuhladen können wir jetzt auch noch. Vielleicht findet sich ja hier was.

Unendlichkeit ist auch nicht, wenn die Schuhe alle anfangen gleich auszusehen und man eigentlich gar nicht mehr weiß, warum jetzt dieses eine Paar keine Gnade vor den Augen des Kindes fand, obwohl es doch fast genauso aussieht wie das andere Paar, wo aber die Spitzen zu eng, die Hacken zu kneifig oder die Oberseite zu groß ist.

Hier, der sieht doch ganz schön aus, den mag es doch best… Oh. Nicht. Nein. Na gut.

Undendlichkeit ist auch nicht, wenn das jüngere Geschwister auf einmal weg ist und man gleichzeitig versucht, sich daran zu erinnern, wo es sein könnte und sich selbst davon zu überzeugen, dass man, auch wenn die Schuhe wirklich schön sind, dennoch im Budget bleibt und schließlich in der Halloween-Abteilung fündig wird. Also das Geschwister wiederfindet, keine Schuhe.

Ach guck die Maske mit dem herausfallenden Auge ist wirklich lustig ob ich nicht vielleicht doch 150 Euro ausgeben soll und der abgerissene Finger ist eigentlich auch schön eklig wo ist eigentlich jetzt das Geschwister na gut aber 30 über Budget ist doch auch noch ok oder doch lieber keine Spinnenschokolade?

Und dann kommt der Moment, wo man im achten Laden steht und da gibt es so ein Paar Schuhe. Das gefällt. Das sogar fast genauso aussieht, wie die ursprünglichen im Internet gesehenen Wunschschuhe. Das aber nur zwei Drittel vom eigentlich veranschlagten Wunschbudget kostet. Das passt. Das sogar noch dann passt, wenn man sich zusammen gerissen und nicht gleich beim ersten Anzeichen gekauft, sondern gesagt hat: “Geh noch mal durch den ganzen Laden und renn auch mal damit.”

Wenn das Kind dann da steht in den Schuhen.

Und an den Schuhen runter schaut.

Und herum tänzelt.

Nochmal hinter dem Regal verschwindet.

Zurück kommt.

Nachdenklich nach unten schaut.

Zu dir schaut und während du versuchst dein hoffnungsvolles “KAUFEN WIR DIE JETZT ODER WAS BITTE BITTE SAG DAS WIR DIE JETZT KAUFEN”-Gesicht zu verstecken.

Wieder hinter dem Regal verschwindet.

Andere Schuhe anschaut. (Oh nein, warum schaut es andere Schuhe an, die waren doch gut, bittebittebitte.)

Zurückkommt.

Nach unten schaut.

Leicht die Nase rümpft.

Skeptisch die Schuhe noch mal von allen Seiten betrachtet.

Luft holt und…

DAS HIER IST DIE UNENDLICHKEIT. LIEBE FREUNDE, GENAU DASS HIER! DIESER MOMENT BEVOR ES SAGT:

“Die gefallen mir. Am liebsten würde ich die gleich anziehen.”

Engelschöre ertönen, ein Spalier aus Menschen, die mit Pompoms wedeln und Konfetti in die Luft werfen, stehen an dem Weg zur Kasse. Pieppiep, keine Kundenkarte, ja danke, die nehmen wir so mit, schönen Abend noch, tosender Applaus, Vorhang fällt, Verbeugung, Abgang.

***

PS: Ich habe erst im Nachhinein gelernt, dass ich alles richtig falsch gemacht habe. Und anscheinend kann man mich jetzt mieten.

Bild von Jakob Owens auf Unsplash.



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Filed under wahnsinn, zwischendurch