Monthly Archives: February 2015

Talk & Play #11 – Lieblingsspiele

Gestern war wieder Talk & Play eine Veranstaltungsreihe für Spieleentwickler und Spieleinteressierte, die regelmäßig unregelmäßig in Berlin stattfindet und bei der ich viel zu selten bin. Das Event ist immer zweigeteilt: Erst Vorträge, dann können Entwickler ihre Spiele vorstellen.

Die Vorträge kamen dieses Mal Allan Cudicio (Entwurf einer Kategorisierung für Spielesettings), Ruth Bosch (Wie man auf einem Game Jam nicht in Panik verfällt) und Markus Kaikkonen (Finanzierung von Mobile Games am praktischen Beispiel) und außerdem gab es Livemusik von Alfred Ladylike (mit Ukulele und einem etwas… experimentellen Stück).

Damit der Rest der Welt auch was davon hat (also außer der ausführlichen Dokumentation) hier noch die drei Spiele, die mich am meisten begeistert haben:

RGB Express
Ein kleiner abstrakter Puzzler mit süßen LKWs. Das Beispiel an dem erläutert wurde, wie wenig Geld man mit einem sehr soliden Spiel verdienen kann. Ich hab es mir runtergeladen, um zu schauen, worum es dabei geht, und muss sagen: Lohnt sich definitiv, wird schnell schwer und gibt es für Android und iOS.

Card Crawl
Eine Kartenspiel von Tinytouchtales (sie erinnern sich vielleicht an diesen Podcast-Auftritt), dass aber eigentlich ein Dungeoncrawler ist. Man spielt nicht gegen einen anderen Gegner, sondern muss 54 Karten überleben, die einem per Zufall in 4er-Sets ausgespielt werden. Ich hab es nur kurz ausprobiert, mich hat neben der Spielmechanik vor allem das Design der Karten begeistert.

The Curious Expedition
Ich habe das Spiel dieses Mal zugegebenermaßen nicht vor Ort ausprobiert, weil ich es schon auf der GamesCom testen konnte und die Zeit knapp war. Maschinen-Mensch, die Macher, haben aber die Veranstaltung genutzt, um den Sound einer jubelnden Menge für ihr Spiel aufzunehmen und ich bin wieder daran erinnert worden, was für ein cooles Konzept hinter der prozeduralen Welt, der Spielmechanik und dem ausgewogenen Cast steckt. Probiert es selber aus, dieses Wochenende kann man kostenlos spielen.

PS: Im Vortrag von Ruth Bosch sprach sie immer wieder über das Spiel “Flirtevator”, dass auf dem letzten Global Game Jam entstand, dass ich aber gestern nicht gefunden habe. Glücklicherweise hat mich Lorenzo Pilia (der Talk & Play organisiert) nochmal drauf hingewiesen:

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Der Replikant (Presseschau)

Robot on the Taff von John Greenaway unter CC BY-SA
Falls Ihr euch fragt, was es mit diesen seltsamen Bots auf sich hat, um die es gerade bei Twitter geht: Es gibt einen auch von Halblaien nachvollziehbaren Weg, wie man sein eigenes Twitter-Archiv herunterladen und an einen Algorithmus verfüttern kann, der daraus neue 140-Zeichen-Nachrichten erstellt, die aus Versatzstücken der Originaltweets bestehen.

Es gibt außerdem einen einfachen Weg wie ein Programm diese so entstandenen Tweets tatsächlich bei Twitter abliefert und in einem beliebigen Account wieder in die Welt setzt. Obendrauf gibt es ein bisschen Zusatzmagie, die macht, dass der so entstandene Twitterbot auch faven, antworten und sogar DMs verschicken kann, wenn man das will. Warum das gerade jetzt vermehrt auftaucht: Es gibt Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die es schnell möglich machen, sich einen eigenen Bot zu bauen. Ich bin darauf durch Mina (@lasersushi) gestoßen, die schön über ihre Replikantin @mina_ebooks als “Das bessere Ich” gebloggt hat. Deswegen haben wir Sie auch bei Trackback für ein kurzes Interview verhaftet, können allerdings nicht nachweisen, dass wir mit der echten Mina gesprochen haben.

Wenig später gab es noch den biographischen Hintergrundartikel “Mein neuer digitaler Freund mit Spamschutz und schlechter Laune: Ich”  von Caspar (@leitmedium), dessen Replikant @leitmarvin sich als sehr mürrisch herausstellte.

Schnell entstanden weitere Replikanten in meiner Timeline (Original): @nufbot (@dasnuf), @ADoorAreBell (_Adora_Belle_), @Chief_Vanilla (@vanilla_chief) und @TheRealHerrFabu (@herrfabu), der aber noch in Arbeit ist.

Spannend daran ist, dass ich gehört und beobachtet habe, dass sich die Originale in den Versatzstücktexten ihrer Replikanten wiederfinden. Und ich glaube, die Textstreams die dadurch entstehen, bergen für manches Original die Versuchung, darin Dinge zu verstecken, die man vielleicht immer mal schon sagen wollte, aber dann doch lieber auf den Bot schiebt. So könnte durch Handarbeit der Replikant zwar nicht zum besseren, aber vielleicht zum authentischeren Original werden.

Falls ihr euch selber daran versuchen wollt: Ich bin ohne große Probleme diesem HowTo gefolgt. Um die Kommunikation richtig zu starten erwähnt ihr euren neuen Replikanten in eigenem Tweet und packt am Besten noch ein paar andere Replikanten rein, dann geht es relativ schnell los.

PS: Die meisten dieser Bots laufen auf persönlichen Rechnern, nicht auf Servern, sind also nicht immer online.
PPS: @monokzieht (@monoxyd)

PPS: Hilfreicher Hinweis von Twitter. (Bei mir war es schon installiert, deswegen ist mir das nicht aufgefallen.)

Bildnachweis: “Robot on the Taff” von John Greenaway unter CC BY-SA.

Nachtrag: Noch eine ausführliche Ermunterung einen Bot zu bauen, auch wenn man sich vielleicht nicht traut, weil man Angst vor der Kommandozeile hat: “Mein semiwitziges, künstliches Ich” vom Nuf. Und ich habe für die Sendung Breitband einen Bot bauen dürfen, der sogar auf Heroku läuft: @breitbandbot (@breitband).

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Wie Homöopathie wirklich entstand (und warum sie sinnvoll ist).

Homöopathische Taschenapotheke, die Hahnemann in seinen letzten Lebensjahren in Paris benutzte. von ANKAWÜ unter CC BY-SA 3.0Hahnemann hat es satt, denn es ist immer dasselbe. Die Leute kommen in seine Praxis, weil sie falsch leben. Sie saufen, sie bewegen sich zu wenig, sie essen zu fett, sie trinken zu viel Kaffee und wundern sich dann, wenn sie voller Zipperlein sind.

Eigentlich kein Problem, denn Hahnemann ist Arzt, will helfen und rät: Leben Sie gesund! Bewegen Sie sich! Trinken Sie nicht so viel! Der Dank?

Die Patienten kommen nie wieder, denn sie wollen nicht hören, dass sie selber etwas tun können. Sie wollen sorgfältig mit dem Stethoskop untersucht und dann mit gerunzelter Stirn lange wohlüberlegt angeschaut werden und ein teures Medikament verschrieben bekommen, dass auf einen Schlag von allen Wehleidchen befreit.

Sie bleiben also fett, faul und besoffen und kommen nicht wieder. Das ist nicht nur frustrierend, sondern macht auch arm, denn für guten Ratschlag kann man keine Rechnungen stellen. Hahnemann überlegt sogar seine Praxis aufgegeben. Es hat mehr Aufwand gekostet, als Einnahme gebracht, und ihn gewöhnlich mit Undank belohnt. Aber dann hat er eine Idee…

…wie wäre es, wenn man den Patienten einfach ein Placebo verschreibt? Harmlose Zuckerkügelchen vielleicht, zu denen man sich eine hochwissenschaftlich klingende Geschichte ausdenkt? Sodann diktiert man mit strengem Duktus eine Reihe von medizinischen Auflagen, die hochwichtig sind, damit das “Medikament” seine Wirkung entfalten kann?

“Hören Sie, Teuerster, sie haben hier wirklich einen schwierigen Fall von Blutverdünnung, aber sorgen Sie sich nicht, ich habe das perfekte Mittel dagegen! Nehmen Sie Morgens und Abends jeweils ein Kügelchen. Damit die Medizin gut wirkt, dürfen Sie keinen Alkohol und Kaffee trinken, nur mäßig essen und sollten täglich einen längeren Spaziergang am Fluß machen. Das versetzt ihre inneren Organe besser in die Lage den Wirkstoff aufzunehmen und Sie werden bald schon geheilt sein.”

Ehrfurchtsvoll würden ihn die Leute anschauen…

“Ach ja, und hier ist ihre Rechnung über eine ausführliche ärztliche Anamnese, Verordnung und das Medikament.”

…demütig das Medikament aus seinen Händen bezahlen und sich strikt an die Regeln halten, damit die Ausgabe für den teuren Wirkstoff nicht umsonst gewesen wäre.

Ja, so könnte es funktionieren…

(Bildnachweis: “Homöopathische Taschenapotheke, die Hahnemann in seinen letzten Lebensjahren in Paris benutzte” von Ankawü unter CC BY-SA 3.0)

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